Freitag, 17. Juli 2015

[Rezension] Alles so leicht von Meg Haston

Autorin: Meg Haston
Gebundene Ausgabe
Verlag: Thienemann 
Seitenzahl: 320 Seiten
Teil einer Reihe? Nein. Ein Einzelband.
Genre: Jugendbuch
Empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre
Themen: Magersucht, Therapie, Schuld, Vergangenheit, Trauerbewältigung, Suizid, Familie, Verlust, Heimat, Freundschaft

Preis: 19, 99€ (D)
                                                      

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Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan. Ehrlich bis zur Schmerzgrenze, mitfühlend und hoffnungsvoll erzählt (Quelle: Amazon.de)



Ich finde, dieses Cover muss man zuerst einmal auf sich wirken lassen, bis man es im Ganzen versteht und auch deuten kann. Mir haben es als erster Eyecatcher die Farben angetan. Ich bin bekennender Türkis- Fan und diese Hand mit den Papierwolken- und Ballons ist sehr deutungsschwanger und symbolisch zu verstehen. Es gibt nichts schöneres, als wenn Cover nicht nur hübsch anzuschauen sind, sondern auch noch etwas vom Inhalt und der Stimmung des Buches erzählen. Hier ist das der Fall und ich kann dem Verlag und der Autorin nur ein großes Lob aussprechen, sich so viele Gedanken über die Gestaltung zu machen. Denn dadurch wird dieses Buch zusätzlich zu etwas ganz Besonderem.



In diesen musste ich erst einmal reinkommen. Das gewöhnliche Muster, dass man langsam in die Story hineingleitet und die Protagonistin schon mal für sympathisch erklärt, gibt es hier nicht. Denn Stevie ist trotzig und verschlossen, genau das spiegelt sich in der Sprache wieder. Dennoch habe ich mich gleich neben der Beklommenheit des Themas wohl gefühlt und eine ganz spezielle Stimmung wird von dieser Geschichte transportiert, die mich sehr intensiv berühren konnte. Im Schreibstil der Autorin liegt sehr viel Liebe zum Detail, und meiner Meinung nach schwingen die autobiografischen Züge unterschwellig immer mit. Vermutlich verleiht das dem Buch den gewissen Grad Realität, Leben und bei sehr ruhiger Handlung dennoch Spannung. Ich habe hier das bekommen, was ich erwartet habe und dies gepaart mit viel Herzblut und Gefühl.




Thema/ Inhalt:
In Stevies Leben lief nicht immer alles rund. Ihr halbwegs normales Leben wurde vollkommen auf den Kopf gestellt, als ihre Mutter starb und Stevie dies nicht verarbeiten konnte. So rutschte das junge Mädchen früh in die Essstörung und möchte sich nun gerne zu Tode hungern. Ihr Plan scheint perfekt, hätte ihr Vater sie nicht in dieses blöde Therapiezentrum eingewiesen, wo Tag für Tag überfreundliche Menschen versuchen, Essen in Stevie hineinzuzwängen und auch die Psychologin und ihre nervigen Mitbewohnerinnen nur Ballast darstellen. Doch nach einiger Zeit gewöhnt sich das Mädchen an die Situation, merkt, dass die Therapeutin vielleicht doch nicht ganz so eine dumme Seelenklempnerin ist, wie gedacht und findet Stück für Stück zurück ins Leben...wird Stevie es schaffen, wieder gesund zu werden?

Idee/ Umsetzung: 
Hier wird über ein extrem ernstes und wichtiges Thema unserer heutigen Gesellschaft geschrieben und es gibt so einige Werke zu diesem Thema. Ich habe bisher eher wenig darüber gelesen, allerdings interessierte mich hierbei grundlegend die Idee der Therapie, die man in diesem Jugendbuch hautnah verfolgen kann. Sicherlich spielen überall persönliche Erfahrungen eine Rolle. So entspringt die Idee dieses Buches unserem Alltag, wie ihn viele durchleben.
Das Thema, welches an sich schon sehr lehrreich und spannend ist, wird hier wirklich gekonnt umgesetzt. Mir gefällt die Atmosphäre des Buches und die transportierte Message. Auch, wenn das Buch teilweise dahinplätschert, so ist es immer sehr interessant. Mir fehlte manchmal etwas die Abwechslung, wenn die Berichte zusehends die Form einer Doku annahmen, aber insgesamt passt diese ruhige, manchmal sachliche Erzählweise natürlich sehr gut. Meg Haston geht sehr sensibel mit dem Thema der Essstörung um und ich habe aus diesem Buch viel mitgenommen und auch zwischen den Zeilen lesen dürfen. Meiner Meinung nach eine absolute Empfehlung, wenn man literarisch etwas zum Thema "Essstörung und Therapie" sucht.


Charaktere:
Man entwickelt eine Beziehung zu Stevie, die zwar immer etwas Distanz bewahrt, da ich mich nicht vollkommen in das Mädchen hineinfühlen konnte (glücklicherweise), ich sie aber oft auch gut verstand und mit ihr mitfühlte und litt. So durchlebt das Mädchen auch gleichzeitig durch die Gespräche mit der wahrhaft genialen Therapeutin einen massiven Wandel, der mir das Mädchen von Seite zu Seite ein Stück näher bracht und es mir ein wahres Hochgefühl verschaffte, Stevie auf ihrem Weg zu begleiten. Alle Figuren haben sehr realistische Charakterzüge, Ecken und Kanten, man erkennt den Wahrheitsbezug auf jeder neuen Seite. Besonders die Arbeit der Therapeutin fand ich unheimlich spannend mitzuverfolgen, da auch mich die Psychologie sehr in ihren Bann zieht. Die Zimmergenossinnen und der Bezug zu den Personen zu Hause bei Stevie sind Parts, die dem Buch noch mehr Raum und Fülle verleihen, aber vor allem Stevie selbst ist es, die dieses Buch mit ihrer Vergangenheit, Gefühlen und Gedanken lebendig macht. Auch hier wurde von der Autorin Großartiges geleistet.


Ende:
Ich bin sehr froh, das junge Mädchen auf diesem Weg begleitet zu haben und ihre Geschichte nun zu kennen. Wie es mit ihr weitergeht, muss jeder für sich herausfinden. Ich war sehr gerne über 300 Seiten lang Teil dieses Lebens und heimlicher Besucher des Therapiezentrums.




Alles in Stevies Leben war so schwer, dass sie selbst so leicht wie möglich sein will. Und es ist ebenso spannend, interessant wie lehrreich sie auf ihrem Weg im Therapiezentrum zu begleiten. In vollem Maße intensiv, gefühlvoll und realitätsnah gewährt uns Meg Haston Einblick in eine Welt, die den meisten von uns sicher fremd ist, aber wir eine Reise unternehmen in diese andere Denkweise und Sicht auf das Leben, welche uns sicherlich weiterbringt und mich vor allem zum Nachdenken angeregt hat. Einige Längen hatte die Geschichte für mich, aber alles in allem sollten Interessierte an diesem Buch nicht vorbeigehen, denn es erzählt unheimlich berührend und lebendig von diesem wichtigen Brennpunkt in der heutigen Zeit.







Vielen Dank für die freundliche Bereitstellung dieses berührenden Buches an:


1 Kommentar:

  1. Hallo! :)

    Ich habe das Buch auch gelesen und auf meinem Blog rezensiert. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich deine Rezension hier in meiner unter der Überschrift “Weitere Blog-Rezensionen zum Buch” verlinkt habe. Falls doch, melde dich einfach kurz bei mir, dann lösche ich dich wieder raus, ja? 😉
    http://janine2610.blogspot.co.at/2015/07/rezension-alles-so-leicht-meg-haston.html

    Alles Liebe ♥,
    Janine

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